Die Rekrutierung von Patient:innen für klinische Studien ist entscheidend für die Entwicklung neuer Medikamente und Behandlungsmethoden. Aber wie funktioniert dieser Prozess – und welche Herausforderungen bringt er mit sich?
Die Rekrutierung von Patient:innen ist eine der größten Herausforderungen in der klinischen Forschung. Um die Ergebnisse einer klinischen Studie wissenschaftlich auswerten zu können, legen Forschende im Vorfeld sowohl die Anzahl der Teilnehmenden als auch die konkreten Ein- und Ausschlusskriterien genau fest.
Aufgrund der zunehmenden Forschung an fortgeschrittenen Therapien und der Behandlung seltener Erkrankungen werden die Studienkriterien immer spezifischer. Daher ist es oft schwierig, Patient:innen zu finden, die die genauen Anforderungen einer Studie erfüllen.
Nur etwa jede fünfte klinische Studie findet innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens genügend Teilnehmende.
Verzögerungen bei der Durchführung klinischer Studien führen zu verspäteten Arzneimittelzulassungen, verspäteten Markteinführungen und erhöhten Kosten für die jeweiligen Forschungsprojekte. Letztlich müssen Patient:innen dadurch länger auf neue Behandlungsmöglichkeiten warten.
Fehlendes Bewusstsein und Wissen über klinische Forschung
Eine der Hauptursachen für dieses Problem ist das mangelnde Bewusstsein und die unzureichende Information über klinische Studien in der breiten Öffentlichkeit. Trotz zahlreicher Hürden zeigen Umfragen, dass das Interesse der Patient:innen an einer Studienteilnahme groß ist.
3 von 4 Patient:innen wissen nicht, wie sie eine klinische Studie finden können. Um dieses Hindernis zu überwinden, setzen Forschende und Pharmaunternehmen zunehmend auf neue Strategien, um potenzielle Teilnehmende zu erreichen. Eine effektive Methode ist die Zusammenarbeit mit einer spezialisierten Rekrutierungsfirma wie James Lind Care, die Patientengemeinschaften wie das Österreichische Forschungspanel betreut. Diese dienen als wichtige Schnittstelle zwischen Patient:innen und der Forschung.
Darüber hinaus bieten digitale Technologien neue Möglichkeiten, mit Patient:innen in Kontakt zu treten. Soziale Medien wie Facebook und Instagram ermöglichen es Forschenden, ein breiteres Publikum zu erreichen und relevante Informationen über klinische Forschung zu teilen.
Die abschließende medizinische Untersuchung und Entscheidung über eine Studienteilnahme treffen stets Ärzt:in und Patient:in gemeinsam.
Akzeptanz klinischer Studien fördern
Ein weiterer Ansatz ist es, das Bewusstsein für klinische Studien in der Gesellschaft zu stärken. Medizinische Forschung und deren Bedeutung für die Gesundheitsversorgung sollten stärker in den Medien präsent sein, um das Verständnis und die Akzeptanz klinischer Studien zu fördern.
Durch die Einbindung von Menschen, die bereits an Studien teilgenommen haben, können authentische Erfahrungsberichte geteilt werden. Diese geben interessierten Patient:innen wertvolle Einblicke und unterstützen sie bei der Entscheidung für oder gegen eine Teilnahme.
Auch die Zusammenarbeit mit Patient:innenorganisationen ist von großer Bedeutung. Sie können durch transparente Informationsvermittlung Vorurteile gegenüber der klinischen Forschung abbauen und so maßgeblich zur Aufklärung beitragen.
Transparenz unterstützt informierte Entscheidungen
Neben der Rekrutierung selbst ist es entscheidend, umfassende Informationen über klinische Studien bereitzustellen. Verständliche Patient:inneninformationen, klare Erläuterungen der Studienziele sowie Aufklärung über mögliche Risiken und zu erwartende Vorteile helfen, das Vertrauen zu stärken und eine fundierte Entscheidung für eine Teilnahme zu ermöglichen.
„Jede einzelne Person in der Forschung ist wichtig – denn ohne diese Patient:innen gäbe es einen Stillstand in der Forschung und somit keine Ansätze für neue Behandlungsmethoden. „Ein herzliches Dankeschön an alle, die teilnehmen möchten!“ erklärt Studienkrankenschwester Vera Gordon.
Insgesamt bleibt die Rekrutierung von Patient:innen in der klinischen Forschung eine Herausforderung, doch die Integration digitaler Technologien bietet neue Chancen. Die Mission vom Österreichischen Forschungspanel ist es, die Lücke zwischen Wissenschaft und Patient:innen zu schließen und so zur schnelleren und effizienteren Entwicklung neuer Therapien beizutragen.